750 Jahre Jessen – ein ganz besonderes Dorffest

Unser diesjähriges Jessener Dorf- und Schützenfest vom 25. bis 29.05.2022 stand ganz im Zeichen der 750-Jahrfeier unseres Ortes, der 1272 erstmalig als „Gezzen“ urkundlich Erwähnung fand.

Schon lange vor dem Fest begannen die Überlegungen, wie dieses Jubiläum besonders gewürdigt werden könnte. So wurde die Idee geboren, die Dorfgeschichte dauerhaft nachlesbar zu machen. Aus diesem Grund rief der Heimatverein die Jessener auf, in ihren Familienchroniken nach Informationen und alten Fotos zur Geschichte ihrer Häuser zu suchen und der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Auf einer Metallplatte gedruckt, sollten diese Nachforschungen haltbar gemacht werden und so langfristig zum Heimatverständnis beitragen. 59 „Hausschilder“ entstanden und laden nun jeweils vor den betreffenden Grundstücken zu einem besonderen Spaziererlebnis ein. Zu erwähnen ist, dass diese Aktion durch die Vereinsförderung des Landkreises Meißen möglich wurde.

Dank vieler Einsendungen konnte die Ausgabe einer Broschüre mit „Jessener Lieblingsrezepten“ anlässlich der 750-Jahrfeier zu einem gelungenen Erfolg werden. Sicher wird die eine oder andere Koch- oder Backanleitung Einzug in die heimische Küche finden.

Das Jubiläumsfest begann am Mittwoch mit einem Sternenlauf der in historische Gewänder gekleideten Einwohner zum Dorfplatz in der Dorfmitte. Dort eröffneten unsere Vereinsvorsitzende Cathrin Dürichen und der Niederauer Amtsverweser Thomas Claus mit einer kleinen Ansprache das Dorffest. Anschließend ging es gemeinsam zum historischen Abend ins Festzelt. Dort konnten alle Kostüme in Ruhe bestaunt und so manches Bild für die Familienchronik geschossen werden. Viele Einwohner hatten sich in den Corona-Jahren kaum gesehen und tauschten nun Neuigkeiten aus.

Dann begann der historische Teil des Abends. Akteure ließen in oft humorvoller Art die Geschichte des Dorfes Revue passieren. So hatte z.B. der Dorflehrer im 19. Jahrhundert seine liebe Not mit den ziemlich pfiffigen Schülern. Napoleon zeigte, dass sein Truppenabzug von Dresden nach Leipzig 1813 schon sehr durstig gemacht hatte und stibitzte dem einen oder anderen sein Bier. Bei der freiwilligen Feuerwehr ging früher alles sehr bedächtig zu.

Beim Vortrag aus der Dorfchronik war sehr Interessantes und Wissenswertes zur historischen Dorfgeschichte, den Pestzeiten im Mittelalter, den damaligen Wetterphänomenen und der früheren Ortsfeuerwehr zu erfahren. Ein besonderes Thema bildete dabei die Geschichte der Eisenbahnstrecke Leipzig-Dresden. Diese wurde am 07.04.1839 mit der Fahrt der ersten Züge von Dresden nach Leipzig eröffnet. Sie war die erste deutsche Ferneisenbahn mit einer Streckenlänge von ca. 114 km. Zur Strecke gehörte auch der Oberauer Tunnel, der als erster Eisenbahntunnel auf dem europäischen Festland durch Freiberger Bergleute gebaut wurde. 1933/34 musste er abgetragen und in den heutigen Taleinschnitt umgewandelt werden, da er dem wachsenden Verkehr zum Hindernis wurde. Noch heute erinnert eine Säule (war Teil des Tunnelportals) an diesen Meilenstein deutscher Eisenbahngeschichte.

Am Donnerstag, zu Christi Himmelfahrt, fand ein gemeinsamer Familiengottesfestdienst mit dem Posaunenchor und dem Kirchenchor im Festzelt statt. Viele Einwohner aus der Gemeinde Niederau und dem gesamten Kirchspiel nahmen an dieser besonderen Veranstaltung teil. Anschließend saß man gemütlich zusammen. Für das leibliche Wohl wurde gesorgt.

Am Freitag, der traditionell vorwiegend den Jüngeren vorbehalten ist, gab es was auf die Ohren. Die Livemusik des Duos „Retroskop“ wurde begeistert aufgenommen. Zwischendurch konnten die Kinder mit ihren Eltern und Großeltern am Lampionumzug durch Jessen teilnehmen. Angeführt wurde dieser wieder vom Spielmannszug Weinböhla.

Am Samstag erfolgte die Abholung des Schützenkönigs von 2021 mit der Pferdekutsche.

Für alle Schützen, die sich dieses für 2023 erhoffen, begann nun der Wettkampf um die begehrte Trophäe. Doch nur einer kann der Sieger sein und sich in die Ahnengalerie der Schützenkönige von Jessen einreihen. Künftige Schützenkönige von morgen konnten ihren Vätern nacheifern und beim Lichtpunktschießen schon mal erste Erfahrungen sammeln. Außerdem zauberte ein Kinderfest mit Glücksrad, Basteln und dem seit Jahren obligatorischen Bonbonmann ein Leuchten in so manches Kindergesicht. Und zum Schluss mit Eltern und Großeltern sehr leckeren Kuchen, der von vielen Jessener Frauen selbst gebacken wurde, essen? Was will man mehr!

Abends ging es erneut in das Festzelt. Der Jessener Dorfclub- und Heimatverein e.V. hatte zum Tanzabend mit DJ „Mr. THA“ geladen. Besonders spannend erwartet wurde wieder das neue Programm von den „Hemmungslosen“ und „Generation 2“. Es ist mittlerweile Tradition und das Highlight des Abends. Es war wie immer ein gelungener Auftritt. Danach konnte weiter bis spät in die Nacht das Tanzbein geschwungen werden. Die Musik wurde begeistert aufgenommen und der DJ erhielt viel Zuspruch.

Der Sonntagvormittag begann mit dem Frühschoppen und auf der Festwiese konnte man unterschiedliche alte Fahrzeuge und Maschinen bestaunen. Zwar hatte keiner der Oldtimer auch nur annähernd 750 Jahre auf dem Reifen, jedoch einige Jahrzehnte schon. Alte Traktoren, Landmaschinen, Zweiräder, Autos und sonstige Vehikel buhlten um die Gunst der zahlreichen Besucher. Bei dem einen oder anderen kam da so manche Jugend- oder Kindheitserinnerung auf.

Wie zu jedem Dorffest wurden wieder alle Jessener Neuankömmlinge seit dem letzten Dorffest in unserer Gemeinschaft offiziell willkommen geheißen, wobei der eine oder andere sich schon erfolgreich in unser Dorfleben integriert hat.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es sehr schöne und erlebnisreiche Tage waren. Der Dank gilt allen Organisatoren, Sponsoren und Helfern sowie dem Team von Hagen Pelz und Camillo’s Imbiss für das Getränke- und Speiseangebot an diesen Tagen.

Beate Haase

im Auftrag des Jessener Dorfclub- und Heimatverein e.V.